„Handvoll Gegner“: Unredlicher Polit-Spin verärgert

Ein Hans Rankl, vermutlich der ehemalige Stadtrat gleichen Namens, meint in einem Leserbrief in der NÖN, es gebe da eine kleine Gruppe von Gegnern, die gegen die Zerstörung des Altoona-Park eintrete. Nein, so schreibt er es natürlich nicht, würde es auch nie so schreiben. Stattdessen behauptet er wider besseres Wissen, eine „Handvoll Gegner“ ließe an einem Projekt namens „Kikula“ „kein gutes Haar“. 

Zwei Dinge, sehr geehrter Herr Mag. Rankl, der Sie von 1998 bis 2019 Stadtrat in St. Pölten waren:

  1. Wenn für Sie über 1.300 Bürgerinnen und Bürger St. Pöltens nicht mehr als „eine Handvoll“ sind – also keiner sonderlichen Beachtung wert – dann offenbart dies ein erstaunliches Selbstverständnis. Man könnte es auch Überheblichkeit gegenüber Menschen nennen, denen der Erhalt von innerstädtischem Naturraum mit Altbaumbestand wichtig ist. Diese 1.300 Menschen stehen dafür mit Unterschrift und ihren persönlichen Daten ein, den Altoona-Park retten zu wollen. Die Bürgerplattform Pro St. Pölten hat keinen großen, in Sektionen eingeteilten Parteiapparat, über den das Sammeln von Unterschriften organisiert werden kann. 
  2. Es ist nicht das „Kikula“, an dem sich die über 1.300 Menschen stoßen, sondern die von der Politik geplante Vernichtung eines der letzten innerstädtischen Grünflächen mit gesundem Altbaumbestand. Erholungsraum für Mensch und Lebensraum für Tiere. Mitten in der Stadt! Sie wollen, Herr Stadtrat a.D., dem Anliegen dieser Menschen, die sich für Rettung des Altoona-Park einsetzen, einen unehrlichen Spin geben. Es ist ein hinterfotziger Spin, in dem Sie die Mär erzählen, die „Handvoll Gegner“ sei gegen das „Kikula“. Unterschwellig schwingt der nicht ausgesprochene Gedanke mit, diese „Handvoll Gegner“ sei gar gegen Kinder eingestellt. 

Nochmals: Die Bürgerplattform Pro St. Pölten und ihre Unterstützer SIND NICHT GEGEN KIKULA SONDERN GEGEN DIE ZERSTÖRUNG DES ALTOONA-PARK. Der Politik geht es hier hingegen um ein Prestigeprojekt. Dieses könnte man auch woanders umsetzen. Die Politik spricht gern pathetisch von einer Achse zwischen Rathaus, ehemaliger Synagoge, Kikula und Landesregierung. Allein: Es ist eine gebrochene Achse. 

Kikula geht überall – Altoona gibt es nur einmal!  

Es gibt wunderbare Standorte in St. Pölten, wo das Kikula gut hinpasst, dafür braucht aber kein funktioneller, netter Park in seiner Gänze oder teilweise vernichtet werden. 

Betagte Menschen verlieren grünes Refugium

Übrigens: Über 50 betagten Menschen nutzen den Altoona-Park fast täglich als ihre kleine Grünoase. Sie erreichen ihn fußläufig, weil sie schräg gegenüber in einem Alpenland-Wohnbau für „Betreutes Wohnen“ leben. Sie beobachten im Park Schwarzspecht, Pirol, Eichhörnchen, Eidechsen, Bienen und manchmal sogar Hasen. Wollen Sie wirklich, sehr geehrter Herr Rankl, diesen älteren Mitbürgern ihr letztes Grün mit den schönen alten Bäumen wegnehmen? Wollen Sie wirklich über diese Menschen einfach so „drüberfahren“? Kurier-Artikel

Politische Spin-Doktoren verar…..n die Bürger

Es gibt keinen Ersatzpark für diese Menschen, denn der Hammerpark ist für die großteils Gehbehinderten zu weit entfernt. Eine von Polit-Spin-Doktoren als Pocket-Park schönfärberisch bezeichnete Fläche von 1.400m2 nahe der Traisen ist ebenfalls kein Ersatz. Sie ist für die älteren Menschen zu weit entfernt und auch keine neu geschaffene Grünfläche. Die vom Bürgermeister etwas populistisch angekündigte „Ersatzpflanzung“ von 10.000 Bäumchen irgendwo und irgendwann schaden natürlich nicht, aber sie nutzen den Menschen in der Innenstadt und dem Kleinklima nicht unmittelbar. Sie können nicht die großen, Energie spendenden Bäume ersetzen, die Sauerstoff erzeugen, CO2 binden und Staub filtern.

Mehr Demut stünde der Politik gut an!

Den Zuspruch, Herr Stadtrat außer Dienst, den die Bürgerplattform Pro St. Pölten bei Ihren Kundgebungen erfährt, für den Erhalt innerstädtischer Grünräume einzutreten und den Ärger über abgehobene Stadt- und Landespolitiker, stellen Sie sich lieber nicht vor. Oder vielleicht sollten Sie doch!? Denn dann würden Sie und andere Politakteure den über 1.300 Menschen, die Sie abschätzig als „eine Handvoll“ bezeichnen, etwas demütiger gegenübertreten.

Macht Macht blind für die Bedürfnisse der Menschen?

Mag sein, dass Macht, die man als Stadtrat oder Bürgermeister mit hochdotiertem Gehalt von der Wählerschaft verliehen bekommt, mitunter blind für die Bedürfnisse der Menschen macht. Vielleicht verliert man sogar mit der Zeit das G´spür für die Sorgen der Menschen. Das wollen wir doch bei Ihnen, Herr Rankl, nicht annehmen?

Bodenversiegelung verhindern!

Sie mögen, Herr Rankl, als Stadtrat und Eisenbahngewerkschafter, durchaus Ihre Verdienste haben. Ob ihre „politische Motiviation“, die Sie auf Ihrem etwas veralteten Eintrag der SPÖ-St. Pölten anführen, noch passt? Hier werden Sie noch immer als Stadtrat und damit als öffentliche Person genannt. In Ihrer Selbstbeschreibung heißt es, Sie wollten „für Mitmenschen da sein, um Hilfe zu geben“. Ein hehrer Grundsatz! Wenn Sie allerdings Menschen, die sich über den schwindenden Grünraum mit Altbaumbestand in der Innenstadt sorgen, einfach beiseite schieben und diese verächtlich eine „Handvoll Gegner“ nennen, könnte man meinen, Ihr Grundsatz gelte nicht mehr?

Helfen Sie mit, den Park in seiner gesamten Größe zu bewahren und verhindern Sie das neuerliche Versiegeln von Boden! Das Kinderkunstlabor kann auch woanders errichtet werden. Das Land NÖ wäre anfangs durchaus offen für andere Standorte gewesen. Aber die Stadtvorderen haben sich darauf versteift, dass es im Altoona-Park kommt. 

Kinderkunstlabor zieht Verkehr in die Innenstadt

Noch etwas: Kinder, die ein Kinderkunstlabor besuchen, werden in der Regel mit dem Elterntaxi oder einem Zubringerbus dorthin gebracht. Damit ziehen Sie neuen Verkehr in die Innenstadt und benötigen wieder Abstellplätze, ein hässliches Parkdeck oder eine Tiefgarage. Von bequemer Erreichbarkeit, wie Sie in Ihrem Leserbrief an die NÖN schreiben, kann keine Rede sein.

Kleine Tipps:

>> Die Hortvilla gegenüber der Grillparzer-Schule und das alte, verkommene Forum-Kino wären ideale Standorte für das Kinderkunstlabor und sogar bestens geeignet für ein größer angedachtes Kinder- und Kulturzentrum. Es liegt auf gemeindeeigenem Grund, umgeben von einem großen Garten. Kein Park müsste dafür zerstört werden, keine Bäume gefällt.

>> Auch das bald leerstehende Alumnat der katholischen Kirche mit seinem großen Garten wäre ein guter Standort für ein Kinderkunstlabor, sogar direkt in der Innenstadt. In der unmittelbaren Nähe gebe es fußläufig genügend Parkplätze. Natürlich: Man müsste erst mit dem Bischof verhandeln – aber bei den immer wieder ins Treffen geführten, guten Beziehungen, die Ihr Parteichef und Bürgermeister zu Alois Schwarz hat, sollte das ja kein Problem sein.

Und noch etwas: Blicken Sie einmal über den Tellerrand und schauen Sie, wie andere Städte planen! Dieser Tage war die Zürcher Stadtplanerin Sabine Wolf virtuell zu Gast bei einem Vortrag in der ehemaligen St. Pöltner Synagoge. Sie sprach über das Klima in Städten und dem wichtigen Grundsatz, innerstädtischen Altbaumbestand zu schützen. Von der Stadtpolitik waren leider nur kurz zwei Vertreter da, die noch vor dem digital zugespielten Life-Vortrag von Sabine Wolf die Veranstaltung verlassen hatten. Eine interessante Veranstaltung, die Sie auch noch einige Zeit nachsehen können, und zwar hier: Sankt Pöltner Wohnbaudialog

oder hier bei Alpenland

Gerne stellen wir auch den Kontakt zu Umweltmedizinern und Klimaexperten her um Ihren Wissenstand über die Wichtigkeit von Altbaumbestand und deren Einfluss auf das Stadtklima ein wenig zu erweitern. Gerne organisieren wir eine Diskussionsveranstaltung mit Experten, zu der wir Sie dann sehr herzlich einladen.

Wie auch immer. Die Bürgerplattform und die immer größer werdenden Zahl an Unterstützer werden weiter für den Erhalt des Altoona-Parks und innerstädtischen, wertigen Grünraum kämpfen. Darauf können Sie sich verlassen!

(Polemik/wp/09OKT2020)

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Leserbrief in der NÖN (Ausgabe St. Pölten Stadt) vom 7. Oktober 2020

NÖN-Leserbrief von StR i.R. Johann Rankl

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